Hospizpreis der Bayerischen Stiftung Hospiz an Vilsbiburger Hospiz Verein verliehen
Einen ganz besonderen Abend erlebten kürzlich einige Vertreter:innen des Vilsbiburger Hospiz Vereins im Bistumshaus „St. Otto“ in Bamberg. Sie nahmen an der 9. Verleihung des Hospizpreises der Bayerischen Stiftung Hospiz teil und wurden in der Kategorie „Projektpreis“ als die diesjährigen Preisträger ausgewählt.
Diesem Abend ging eine ganz besondere Geschichte voran: Als im Dezember des vergangenen Jahres die Koordinatorinnen des Vereins Elisabeth Heindl und Eva-Maria Rausch die kooperierenden Seniorenheime der Umgebung besuchten, hatten sie eine Spendenzusage von 1000 Euro pro Einrichtung im Gepäck. Diesen Betrag durften die Einrichtungen nach freier Wahl einsetzen. Im „Geschwister-Lechner-Haus Vilsbiburg“ trafen sie auf den damaligen Heimleiter Stephan Priller, der sich spontan eine Neuauflage des „Dinner for two“ für seine Bewohner wünschte, möglichst durch ehrenamtliche Hospizbegleiter im Service des Abends unterstützt.
Dinner for two - eine besondere Idee
Das „Dinner for two“ geht auf eine Idee des ehemaligen Kochs der Einrichtung zurück (das Haus hat inzwischen keine eigene Küche mehr), der einmal jährlich für jede Etage ein besonders festliches Menü kochte, zu dem die Heimbewohner einen „Lieblingsmenschen“ einladen durften. Vielleicht um sich zu bedanken oder einfach einen schönen Abend in besonderer Atmosphäre an einem festlich gedeckten Tisch zu verbringen. Corona hatte diese besondere, fast schon zur Tradition gewordene, Veranstaltung unmöglich gemacht, es gab inzwischen keine eigene Küche mehr und die Ausrichtung eines derartigen Angebots über einen externen Caterer lag außerhalb der Möglichkeiten des Hauses.
Die Gewinnung von ehrenamtlichen Hospizbegleitern für die Mithilfe an drei Abenden im März 2023 erfolgte ebenso über den Verein wie die Übernahme der Rechnung des Caterers. So konnten zu drei Terminen die Bewohner wieder einmal Restaurantatmosphäre an festlich gedeckten Tischen in der Gesellschaft eines lieben Menschen erleben. Je drei Ehrenamtliche pro Abend sorgten sich um das Wohl der Gäste, halfen bei der Getränkeauswahl, servierten das Essen und standen als Gesprächspartner zur Verfügung. Dem „Geschwister-Lechner-Haus“ entstanden dadurch kaum eigene Personalkosten und die Kosten der Bewirtung mit einem Drei-Gänge-Menü wurde vom Verein getragen. Die Freude bei den Gästen und den beteiligten ehrenamtlichen Hospizbegleitern war gleichermaßen groß, es wurde gut gespeist, die älteren Herrschaften hatten liebe Menschen um sich und manch gutes Gespräch wurde an diesen Abenden geführt.
Rettung einer schönen Idee
Als Gertraud Ertl, die Vorsitzende des Vilsbiburger Hospiz Vereins, kurz darauf die Ausschreibung zum Projektpreis der Bayerischen Stiftung Hospiz las, zögerte sie nicht lange und so bewarb sich der Verein mit einer Kurzdarstellung des Geschehens um den diesjährigen Preis. Die Mitteilung der Stiftung, dass das „Dinner for two“ den 2023 zum neunten Mal verliehenen Preis erhalten werde, kam jedoch wirklich überraschend für alle Beteiligten und die Freude war riesig.
Mitte September wurde durch eine eigens damit beauftragte junge Filmemacherin ein Kurzvideo über das Projekt gedreht, in dem vier der beteiligten Personen zu Wort kommen. Dieser Clip wurde auf der Preisverleihung gezeigt und wird in Kürze auch auf der Homepage des Vereins zu sehen sein.
Die Preisverleihung am 25. Oktober im Bistumshaus „St. Otto“ in Bamberg fand in sehr festlichem Rahmen statt. Eingeladen waren die Preisträger mit Angehörigen oder Vereinsbegleitern in den Kategorien „Einzelperson“, „Projektpreis“ und „Sonderpreis“, Repräsentanten der Bayerischen Stiftung Hospiz und des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege sowie Vertreter der Stadt Bamberg, des Bayerischen Hospiz- und Palliativverbandes und einzelner Vertreter von Hospizvereinen in ganz Bayern.
Prominenz ehrt die Preisträger
Nach dem musikalischen Auftakt durch die Gruppe „Boxgalopp“ begrüßte Stiftungsvorstand Thomas Kerner die Gäste. Das Grußwort des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege sprach in Vertretung des Ministers Dr. Bernhard Opolny, der Leiter der Abteilung Pflege, dem auch der Bereich Hospiz- und Palliativpflege zugeordnet ist. Es folgte der Festvortrag durch Dr. Elisabeth Jentschke, Leitung der Abteilung Neuropsychologie am Uni-Klinikum Würzburg zum Thema „Hilfe bei der Krankheitsverarbeitung zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit“. Sie brachte einige sehr interessante Gedanken zu Gehör, die die Situation in den Kliniken, vor allem in der Arbeit mit Schwerstkranken, beschreiben. Nur etwa die Hälfte der terminal Erkrankten (Menschen mit einer schweren Erkrankung in deren letzten Lebensphase) hat die tödliche Prognose verstanden – und kann demzufolge auch sein Leben nicht darauf einrichten. Ein behutsamer, achtsamer Umgang mit diesen Menschen kann dazu beitragen, im Spannungsfeld von Lebenswillen und Hoffnungslosigkeit den richtigen Ton zu treffen und „Leben bis zuletzt“ gelingen zu lassen. In diesem Umfeld sind die Ehrenamtlichen in den Hospizvereinen tätig – damit leitete sie zur Preisverleihung über.
Diese wurde durch Dr. Opolny vorgenommen, der zuerst den Einzelpreisträger und anschließend die Projektgruppe „Dinner for two“ ehrte. Dafür wurde das jeweilige Projekt durch ein Video „sichtbar“ gemacht, eine kurze Laudatio gehalten und der Preis – eine Keramikskulptur nebst Urkunde – übergeben. Das Preisgeld, ein mittlerer dreistelliger Betrag, wird in der Vereinsarbeit eingesetzt.
Nach Dank- und Schlussworten beendeten musikalische Klänge den „offiziellen Teil“ des Abends. Alle Gäste waren zum anschließenden Stehempfang eingeladen, wo bei Getränken und leckeren Häppchen Kontakte geknüpft und aufgefrischt wurden sowie gute Gespräche stattfanden.
Ein langer Tag ging gegen Mitternacht für die Vilsbiburger Preisträger zu Ende. Die lange Hin- und Rückfahrt hatte ein von der Fa. Ostermaier Vilsbiburg samt Benzinkosten gesponserter Van ermöglicht, ein aufmerksamer Kraftfahrer aus den eigenen Reihen brachte alle Teilnehmenden sicher zurück. Der Stiftungspreis wird einen würdigen Platz in den Vereinsräumen finden und die Ehrenamtlichen beflügeln, ihre Arbeit für Menschen am Lebensende weiter mit Freude auszuführen.
Film vom Projekt "Dinner for one" auf YouTube
Bild: während der Preisverleihung (Stiftungsratsvorsitzender Dr. Rainer Schäfer, Bärbel Ramsauer, Silvia Klingl, Gertraud Ertl, Marianne Grubwinkler)